Leiter katholischer Einrichtungen in Bocholt unterstützen „Out In Church“

BBV, Mark Pillmann vom 03.02.2022
Wir danken dem BBV, dass wir den Bericht hier übernehmen dürfen.

Vielfalt werde in Bocholt sowieso bereits gelebt.

Bocholt – In einem gemeinsamen Vorstoß haben gestern die Leiter der Bocholter Caritas, des SKM, des SKF und der Familienbildungsstätte ihre Unterstützung für die Bewegung „Out In Church“ ausgesprochen.

OutInChurch Logo

Out in Church – Für eine Kirche ohne Angst

In einer bisher einzigartigen Bewegung haben sich vor wenigen Wochen 125 Mitarbeiter der katholischen Kirche in Deutschland unter dem Motto „Out In Church“ öffentlich als lesbisch, schwul, bi, trans, inter, queer oder non-binär geoutet, mit dem Ziel die Diskriminierung gegen Menschen ihrer sexuellen Orientierung in der katholischen Kirche zu beenden. Nachdem sich am Montag bereits die Rheder Kirchengemeinde hinter die Bewegung gestellt hatte, gibt es jetzt auch Rückendeckung von Einrichtungen im kirchlichen Kontext aus Bocholt. In einem exklusiven Gespräch mit dem BBV haben sich gestern Claudia Soggeberg, Vorstand der Bocholter Caritas, Berthold Tenhonsel, Leiter des Bocholter SKM, Angelika Nordmann-Engin, Leiterin des Sozialdienstes katholischer Frauen Bocholt, sowie der Leiter der Familienbildungsstätte, Christian Jung, für die Bewegung ausgesprochen.

„Wir sind grundsätzlich gegen jede Form der Diskriminierung“, sagt Claudia Soggeberg. Sie seien im Beratungskontext tätig und hätten regelmäßig mit Menschen zu tun, die durch Diskriminierung Schaden genommen haben. „Wir wissen, wie furchtbar das für Menschen ist, und sind ausdrücklich gegen Diskriminierung.“ Deswegen stellte Christian Jung klar: „Es geht nicht nur um die sexuelle Orientierung, sondern es geht nach den Regeln der kirchlichen Grundordnung auch um Geschiedene und Wiederverheiratete, konfessionsverschiedene Partnerschaften, et cetera. Nach der kirchlichen Grundordnung ist das Thema Diskriminierung, das muss man leider sagen, ein Stück breiter zu sehen.“

In den vier Bocholter Vereinen und Einrichtungen werde hingegen schon alle Vielfalt gelebt, auch wenn die Grundordnung auch hier eigentlich gültig sei. „Wir sind damit nur sehr geschmeidig unterwegs“, sagt Soggeberg. „Wir erleben die Vielfalt der Menschen, die bei uns arbeiten, als Bereicherung.“

Trotzdem seien einige dieser Mitarbeiter auf sie zugekommen und hätten mit ihnen über ihren Lebenswandel gesprochen. „Mir macht das keine Freude, das zu besprechen, denn wir finden, dass das Privatleben von Menschen ein geschützter Bereich ist, wo es uns als Arbeitgeber nicht zusteht, uns einzumischen.“ Auch wenn Bewerber das in Bewerbungsgesprächen ansprechen, sei das nicht schön, ergänzt Angelika Nordmann-Engin. Sie empfinde es als demütigend für die Bewerber, dass „Menschen sich genötigt fühlen, sich so zu outen, damit sie (der Arbeitgeber, Anm. d. Red.) sich nicht jemanden in den Verein holen, der ihnen Unannehmlichkeiten bereitet. Das tut weh und das berührt auch sehr.“ Sie verstehe auch nicht, wie „eine Kirche, die offen sein will für Nöte von Menschen, genau das tun“ kann, wodurch „diese Menschen in den Nöten landen“.

„Das, was wir uns wünschen, ist, dass die Kirche den Sprung schafft, die Formalien an die Realität anzupassen und das auch offen zu kommunizieren“, sagt Tenhonsel. Denn in vielen katholischen Einrichtungen würden bereits jetzt Menschen unterschiedlichster Couleur eingestellt werden.

„Die kirchliche Grundordnung wird überarbeitet werden“, da ist sich Christian Jung sicher. „Die Frage ist nur, wie radikal wird sie überarbeitet.“ Die vier Leiter hoffen, dass die Überarbeitung möglichst realitätsnah passiere. „Die Chance auf Veränderung war nie so groß wie zurzeit“, sagt Tenhonsel.

SKM spendet 850 Euro für das Kolibri-Projekt

BBV vom 20.12.2021
Wir danken dem BBV, dass wir den Bericht hier übernehmen dürfen.

Spendenübergabe für das Kolibri-Projekt

Bei der Adventsfeier fand die Spendenübergabe statt.

BOCHOLT (prmt) Die SKM-Männergruppe hat jetzt einen Spendenscheck in Höhe von 850 Euro an das Projekt „Kolibri“ überreicht. Mit dem Projekt unterstützt der SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste Bocholt) Kinder und Jugendliche, deren Eltern alkoholabhängig sind.
Die Männergruppe hatte selbst gemachte Deko-Artikel für die Weihnachts- und Adventszeit an drei Tagen in der Bocholter Fußgängerzone verkauft sowie in der „Hütte der guten Tagen“ auf dem Weihnachtsmarkt. So kamen 850 Euro zusammen.
Den Spendenscheck überreichte jetzt Gustav Arnold von der Männergruppe an Berthold Schröder, den ersten Vorsitzenden des SKM.

Tätigkeitsbericht 2020

Ich möchte Sie einladen, sich auf den folgenden Seiten des Tätigkeitsberichtes 2020 in die detaillierten Berichte der einzelnen Fachdienste einzulesen.

Berthold Tenhonsel

Tätigkeitsbericht SKM-Bocholt 2020 (2,7 MByte pdf)

Lions-Club spendet an „Kolibri“ – 2222 Euro bekommt die Beratungsstelle des SKM, die Kinder suchtkranker Eltern betreut.

BBV vom 18.06.2021
Wir danken dem BBV, dass wir den Bericht hier übernehmen dürfen.

Berthold Tenhonsel (v. li.) nimmt den symbolischen Spendenscheck von Annette Hünting, Katja Bielefeld und Petra Gerards entgegen. Foto: Lions Club

Berthold Tenhonsel (v. li.) nimmt den symbolischen Spendenscheck von Annette Hünting, Katja Bielefeld und Petra Gerards entgegen. Foto: Lions Club

Bocholt (har) Eine Spende in Höhe von 2222 Euro hat der Lions Club Bocholt-Westfalia an die SKM-Beratungsstelle „Kolibri“ überreicht, die sich um Kinder suchtkranker Eltern kümmert. Eigentlich hatte der Lions Club im März 2020 einen Filmabend für einen guten Zweck veranstalten wollen. Wegen der Corona-Pandemie musste der Termin zwar abgesagt werden, trotzdem kamen 2222 Euro zusammen, weil unter anderem die Ticket-Käufer auf eine Rückzahlung verzichteten. Den Spendenscheck überreichte Petra Gerards, Pastpräsidentin des Lions Clubs, an Berthold Tenhonsel, Geschäftsführer des SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste Bocholt). Tenhonsel habe sich sehr über die Spende gefreut, weil durch die Corona-Pandemie regelmäßige Spenden weggefallen seien, berichtet der Lions Club. Wegen der Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen könne „Kolibri“ nun auch wieder Aktionen für die Kinder und Jugendlichen anbieten. Als Nächstes stehe ein Besuch im Phantasialand an.

Häusliche Gewalt gibt es überall – auch in Bocholt

BBV, Herbert Sekulla vom 08.05.2021
Wir danken dem BBV und Herbert Sekulla, dass wir den Bericht und Foto hier übernehmen dürfen.

Die Stadtverwaltung hat die Kampagne „Opfer häuslicher Gewalt haben ein Gesicht, auch in unserer Stadt!“ gestartet

Bocholt – Häusliche Gewalt ist bundesweit immer schon ein Thema gewesen. Auch Bocholt macht da keine Ausnahme. Gerade durch die Pandemie hat sie eher noch zugenommen. Die Technische Universität München hat dieses Problem in einer Studie untersucht.

„Rund drei Prozent der Frauen wurden in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen zu Hause Opfer körperlicher Gewalt, 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt, in 6,5 Prozent der Haushalte wurden Kinder gewalttätig bestraft“, so die Aussage der Studie. Deshalb hat die Stadtverwaltung eine Kampagne gegen häusliche Gewalt gestartet. Unter der Überschrift: „Opfer häuslicher Gewalt haben ein Gesicht, auch in unserer Stadt!“ machen Plakate und Posts in den Sozialen Medien ab diesem Wochenende auf das Problem aufmerksam und weisen auf Hilfsangebote für Betroffene hin, um Gewalt im häuslichen Umfeld in Bocholt zu bekämpfen.

Bürgermeister Thomas Kerkhoff (von links), Gleichstellungsbeauftragte Astrid Schupp, Stefan Friederich (Nähkasten) und Kerstin Schöttler (Grüne) stellen die Plakataktion gegen häusliche Gewalt vor.

Bürgermeister Thomas Kerkhoff (von links), Gleichstellungsbeauftragte Astrid Schupp, Stefan Friederich (Nähkasten) und Kerstin Schöttler (Grüne) stellen die Plakataktion gegen häusliche Gewalt vor. Foto: Herbert Sekulla

„Häusliche Gewalt kommt überall vor. Sowohl in großen Wohnblöcken, als auch in Villenvierteln. Es gibt da keine Ausnahmen. Sie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“, sagte Astrid Schupp, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt. Die Kreispolizei hat im vergangen Jahr 615 Vorgänge von häuslicher Gewalt im Kreis Borken registriert. 160 Anzeigen alleine aus Bocholt. „Nicht alle Gewaltausbrüche werden zur Anzeige gebracht. Die Dunkelziffer ist entsprechend hoch“, sagte Schupp.

Gestern wurden die Plakate an drei Orten vorgestellt, am Nähkasten, an der Wilhelm Busch Apotheke und an der Diepenbrockschule. Die Plakate sind überall im Einzelhandel und öffentlichen Einrichtungen sowie bei Ärzten, Sportvereinen und in den Fachbereichen der Stadtverwaltung zu finden. Darüber hinaus können sich auch Privatpersonen an dieser Kampagne beteiligen.

Auf den Plakaten finden sich die Rufnummern, unter denen sich die Opfer Hilfe holen können. Das Gewalttelefon für Frauen, 0800-0116016, bietet die Hilfe in 15 Sprachen an. Für Kinder und Jugendliche ist es die Nummer 116111, Elternhilfe gibt es unter 0800-1110550 Weitere Hilfsnummern: Frauenhaus: 02871/40194, SKM Männerberatung: 02871/8891, SKF: 02871/251820.

 häuslicher Gewalt haben ein Gesicht, auch in unserer Stadt

Cannabis-Konsum wächst in Bocholt

BBV, Stefan Prinz vom 07.01.2021
Wir danken dem BBV und Sven Betz, dass wir den Bericht und Foto hier übernehmen dürfen.

Die Drogenberatung verzeichnet seit zehn Jahren immer mehr junge Konsumenten

Bocholt – Hunderte Frauen und Männer in der Region rund um Bocholt sind drogenabhängig. Darauf macht die die Drogenberatungsstelle des SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste) in Bocholt aufmerksam: „Wir beraten pro Jahr etwa 500 Menschen, die entweder selbst Drogen konsumieren, oder als Angehörige von Konsumenten die Beratung aufsuchen“, erklärt Einrichtungsleiter Michael Helten.

In der Praxis des Bocholter Mediziners Dr. Burkhard Flötotto werden Drogenabhängige medizinisch betreut. FOTO: Sven Betz

In der Praxis des Bocholter Mediziners Dr. Burkhard Flötotto werden Drogenabhängige medizinisch betreut. FOTO: Sven Betz

380 dieser Personen suchen wegen ihres Drogenkonsums regelmäßig die örtliche Drogenberatung in der Römerstraße auf.

Heroin war dort in früheren Jahren das Hauptproblem. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. Die Zahl der Heroin-Abhängigen ist seit etwa zehn Jahren rückläufig: „Aktuell werden insgesamt 67 Heroinabhängige von uns in einem Substitutionsprogramm psychosozial betreut“, sagt Helten. Von diesen Heroinabhängigen wohnen 20 in Bocholt, 5 in Isselburg und eine Person in Rhede. Alle anderen kommen aus Reken, Borken oder aus den anderen Gemeinden des südlichen Landkreises.

Die Heroin-Abhängigen sind auch nicht das einzige Problem, gegen das die Drogenberatung angehen muss – im Gegenteil: „Seit etwa 2011 beobachten wir einen stärkeren Zulauf von Konsumenten“, weiß der Leiter der Drogenberatungsstelle: „Zu der Gruppe der Heroinabhängigen kommen zunehmend jüngere Konsumenten, die alles andere konsumieren, aber kein Heroin.“

Cannabis sei hierbei die populärste Droge und stelle mittlerweile die größte Klientengruppe dar, während die Zahl der Heroinabhängigen erkennbar rückläufig sei. „Das sollte aber keineswegs als Erfolgsmeldung falsch verstanden werden“, warnt Einrichtungsleiter Helten. „Die Drogenprobleme nehmen zu, zeigen sich aber im öffentlichen Bild unspektakulärer.“ Die Jugendhilfe klage über die Zunahme des Drogenkonsums in ihren Einrichtungen, Eltern fühlten sich angesichts der Unüberschaubarkeit von Suchtstoffen überfordert, „und dann kommt auch noch das Internet mit seinen Gefahren des Zockens und der Onlinesucht hinzu“, mahnen die Beratungsexperten.

Mittlerweile stelle auch die Drogenszene im Raum Bocholt immer mehr auf sogenannte Lifestyle- und Partydrogen um: Sie tragen Namen wie Legal Highs, Badesalze, Spice, 3MMC oder CBD.

Der Konsum von Drogen ist oftmals sehr teuer. Ein Gramm Kokain kostet beispielsweise ungefähr 50 Euro. Ein stark Abhängiger benötigt nach Polizeiangeben am Tag ungefähr fünf Gramm. Ein Kokainsüchtiger gibt also bis zu 250 Euro am Tag aus, um seine Sucht zu finanzieren. Solche Summen sind von Süchtigen kaum legal zu erwirtschaften. In der Regel müssen schwer Abhängige ihre Sucht über Straftaten wie Raub und Diebstahl finanzieren. Unter Juristen spricht man deshalb von Beschaffungskriminalität.

Wie hoch ist eigentlich der Anteil der Beschaffungskriminalität an den Straftaten in Bocholt? Das lässt sich nicht genau sagen, bilanziert Polizeisprecher Frank Rentmeister. Denn: „Einem in der Statistik aufgeführten Diebstahl, Fahrraddiebstahl oder etwa einem Raub kann als Motiv die Beschaffung von Drogen oder Geldmitteln zur Finanzierung des Drogenkaufs zu Grunde liegen – muss es aber nicht.“ Dies wäre dann auch nur bei bekannten Tätern zu ermitteln und das auch nicht sicher. „Somit werden in der Statistik zwar Diebstahlsdelikte aufgeführt, aber nicht das mögliche Motiv“, erklärt Polizeisprecher Rentmeister.

1500 Euro für Kolibri

BBV, Patrick Moebs / Sven Betz vom 23.12.2020
Wir danken dem BBV, dass wir den Bericht hier übernehmen dürfen.

Spende des Lions Club Bocholt Westfalia für Kolibri (von links): Dr. Sylvia Löhr (Lions Präsidentin), Katja Bielefeld (Lions), Berthold Tenbensel, Christiane Wiesner und Petra Gerards (Lions), FOTO: lions Club

Spende des Lions Club Bocholt Westfalia für Kolibri (von links): Dr. Sylvia Löhr (Lions Präsidentin), Katja Bielefeld (Lions), Berthold Tenbensel, Christiane Wiesner und Petra Gerards (Lions), FOTO: lions Club

Bocholt (pam) Der Lions Club Bocholt-Westfalia übergab in ganz kleinem Kreis einen Scheck für das Projekt Kolibri des SKM. Der Scheck in Höhe von 1500 Euro, überreicht von Präsidentin Dr. Sylvia Löhr, wurde mit großer Freude entgegengenommen. Gerade in dieser schwierigen Zeit seien solche Spenden wichtig, denn dieses Jahr seien ein Drittel der sonstigen Spenden weggefallen, berichtet Berthold Tenbensel, Geschäftsführer des SKM.

Kolibri betreut Kinder und Jugendliche mit suchtkranken Eltern. „Gerade in dieser Zeit, wo Abstand überall gewahrt werden muss, ist es für uns umso wichtiger, die Kinder und Jugendlichen aufzufangen und für sie da zu sein“, sagt Projektleiterin Christiane Wiesner.
Aber nicht nur der Scheck, auch die schön dekorierten Weihnachtstüten, gefüllt mit Kinogutscheinen und Süßigkeiten, brachten ein Strahlen in die Gesichter der Kolibri-Mitarbeiter des SKM.

Hilfe für Männer in Krisensituationen

BBV, Jochen Krühler / Sven Betz vom 19.12.2020
Wir danken dem BBV und dem Fotografen Sven Betz, dass wir den Bericht und das Foto hier übernehmen dürfen.

Andreas Böggering ist Männerberater beim SKM Bocholt. Zu ihm kommen Männer, die Krisen durchleben, aber auch welche, die ein Problem mit häuslicher Gewalt haben – als Täter. Der Beratungsbedarf wächst.

Andreas Böggering (49) ist der einzige Männerberater im Kreis Borken.FOTO: Sven Betz von Jochen Krühler

Andreas Böggering (49) ist der einzige Männerberater im Kreis Borken.FOTO: Sven Betz
von Jochen Krühler

Bocholt Der SKM in Bocholt verzeichnet einen wachsenden Bedarf an seinem Angebot an Beratungen speziell für Männer. Seit 2017 sei die Zahl der Beratungsgespräche kontinuierlich gestiegen, sagt Andreas Böggering. Der Diplom-Sozialarbeiter des SKM ist der einzige Männerberater im Kreis Borken. Das Besondere: Er bietet unter anderem Männern Hilfe an, die gegenüber ihren Frauen gewalttätig geworden sind.
In seinem Büro an der Friesenstraße führte Böggering im vergangenen Jahr 66 Beratungen durch – Tendenz steigend. 20 Mal ging es dabei um das Thema „Häusliche Gewalt“, 46 Mal um Krisensituationen wie Trennung, Scheidung oder Einsamkeit. Bereits jetzt sei absehbar, dass die Zahl der Beratungen im Jahr 2020 höher sein wird. Böggering führt das auch auf die Umstände der Corona-Pandemie zurück. „Das Thema Einsamkeit spielt bei Männern in den Beratungen oft eine große Rolle“, sagt der ausgebildete Männerberater. Und das sei im Krisenjahr 2020 verstärkt worden, weil viele Männer durch fehlende Sozialkontakte „auf sich selbst zurückgeworfen“ worden seien. Hinzu komm eine größere Unsicherheit durch Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes. Böggering: „Viele Männer identifizieren sich stark über ihre Arbeit.“
Ein Teil seiner Arbeit ist jedoch auch die Gewaltberatung. Sprich: Andreas Böggering hilft Männern, die ihre Frauen geschlagen haben, die also Täter geworden sind. „Täterarbeit ist auch Opferschutz“, stellt der 49-Jährige klar. Das bedeutet: Männern zu helfen, nicht gewalttätig zu werden, hilft letztlich den potenziellen Opfern. Gewalttätige Männer würden zwar bestraft, eine tatsächliche Arbeit mit ihnen finde aber selten statt. „Es ist aber wichtig, da Angebote zu geben.“
Zu ihm kommen sowohl gewalttätige Männer, denen von Gericht oder Polizei eine Gewaltberatung zur Auflage gemacht wurde, als auch sogenannte Selbstmelder. „Das sind Männer, die gemerkt haben, dass sie ein Problem mit Gewalt haben und das ändern möchten“, erklärt Böggering.
In solchen Beratungsgesprächen versucht Böggering, mit seinem Gegenüber an die Wurzel der Gewalttätigkeit heranzukommen. Das kann etwa bedeuten zu fragen, in welchen Situationen ein Mann gewalttätig wird. Wann läuft das Fass über? Was sind die Auslösebedingungen? Womit kann ich nicht umgehen? Ein erster Ansatz sei der Grundsatz: „Wenn nichts mehr geht, dann geh!“, erläutert Böggering. Das heißt: Männer sollten die Situation verlassen, bevor sie gewalttätig werden. Das könne bedeuten, einmal um den Block zu gehen oder Sport zu treiben.
Im Kern gehe es jedoch auch darum, Männern zu helfen, ihre Gefühle wahrzunehmen. Oder sich zugestehen zu dürfen, Schwäche zu zeigen. „Bei vielen gewalttätigen Männern gibt es eine große Hilflosigkeit oder Überforderung, aus der sich Gewalttätigkeit entwickelt“, sagt Böggering. Dabei dürften sie auch mal hilflos und überfordert sein. „Männer sind ja auch nur Menschen.“ Ein scheinbar banaler Satz, den sich Männer, die im Bewusstsein aufwuchsen, immer stark sein zu müssen, aber oft erst klarmachen müssten. „Der ein oder andere vergisst das manchmal.“
Die Gewaltberatung ist jedoch nur ein kleiner Teil der Männerberatung von Andreas Böggering. Zumeist würden Männer kommen, die Beratung in Krisensituationen bräuchten. Etwa bei einer Scheidung, wenn es darum geht, nach einer Trennung die Vaterrolle auszufüllen. Viele Männer kommen mit einem Gesundheitsproblem: Sie können etwa aufgrund einer Beeinträchtigung ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen – und plötzlich ist das Selbstwertgefühl weg. Oder es geht um Verluste und Trauerarbeit nach dem Tod der Ehefrau oder des Kindes.
Bei den oft ernsten und traurigen Themen seiner Beratungsgespräche überrascht Andreas Böggering mit dem Satz: „Wir lachen dabei auch sehr viel.“ Es gebe auch viel Spaß und Freude in seinen Beratungen, sagt der Diplom-Sozialarbeiter. Böggering: „Viele Männer haben einen guten, sarkastischen Humor.“