Männer und ihre Lebenswelt
„Mannslöh – gistern un vandage“
(Texte und Fotos: Gustav Arnold)
31. Oktober bis 10. November 2012

2. Bocholter Männertage 2012 Programm

Auftaktveranstaltung am 31. Oktober 2012

„Wenn Männer zu sehr 40 werden“

Kabarettist Peter Vollmer machte den Auftakt bei den 2. Bocholter Männertagen in der „Alten Molkerei“.

Die Auftaktveranstaltung mit Peter Vollmer war ein voller Erfolg. In der ausverkauften „Alten Molkerei“ zündete Peter Vollmer ein Feuerwerk des Humors und brachte das Publikum zwei Stunden zum Dauerlachen. So nahm er unter anderem den Gesundheitswahn und Fitnesswut der Mittvierziger, die kurz vor dem „Denkmalschutz“ den Trotteltriathlon, bestehend aus den drei Disziplinen Ausdauerkuscheln, Langzeitstreicheln und Extremschmusen, laufen, auf die Schippe.
Peter Vollmer präsentierte an diesem Abend das Beste aus 15 Jahren Solo-Kabarett und zieht dabei Bilanz seiner ersten Lebenshälfte. Wie steht ein Mann heute da, wenn er seine Prägung in den Wohngemeinschaften der 80er Jahre erfahren hat. Er musste ja unbedingt für die Gleichberechtigung der Frau eintreten – jetzt „macht er den Salat“.
Nicht ohne politischen Bezug und mit Liebe zu seiner Heimatstadt Köln und dem FC. Köln brachte er das Publikum zum Rasen. Vor der zweiten Zugabe wollte das Publikum Peter Vollmer nicht von der Bühne lassen. Es war ein voll(m)er Erfolg, der die anwesenden Zuschauer am Abend den Alltag vergessen ließ.

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Männer radeln
„Auf den Pfaden der Schmuggler“

Trotz des schlechten Wetters fanden sich am Allerheiligen mehr als zehn Männer ein, um auf den Pfaden der Schmuggler eine ca. 42 Kilometer lange Radtour zu bewältigen. Unter der fachkundigen Führung und Anleitung von Alfons Eiting und Bernhard Jungkamp ging es auf der alten Bokeltsen Bahn Richtung Winterswyk, vorbei an dem ältesten Bocholter Viadukt. Ein längerer Stopp wurde auf der niederländischen Seite auf einem Bauernhof eingelegt. Dort konnte man eine vollautomatische Melkanlage besichtigen, wo die Kühe ohne die Anwesenheit von Melkern alleine den Weg zum Melken fanden.
Bei  einsetzendem Dauerregen waren die Teilnehmer dann froh das SKM-Haus zu erreichen, wo sie bei einer leckeren Grillwurst den Tag ausklingen ließen.

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Das Problem ist meine Frau
-eine Annäherung an häusliche Gewalt-

In einem 52-minütigen Film wurde gezeigt, wie Männer versuchen aus der Spirale der Gewalt auszubrechen. In Rollenspielen mit echten Gewaltberatern wurden in Laborsituationen mit Schauspielern mehrere Situationen der Gewalt in der Ehe durchgespielt. Es wurde gezeigt, wie Gewalt in der Partnerschaft entsteht und wie der Gewalt begegnet werden kann.

Am Anschluss an den Film folgte eine lange und intensive Diskussion unter den männlichen Teilnehmern, nicht nur über die häusliche Gewalt der Männer gegenüber ihren Frauen, sondern auch über die Gewalt von Frauen gegenüber ihren Männern. Ein breiten Raum nahm auch die Diskussion über die Gewalt von Jugendlichen und Heranwachsenden ein und wie man ihr gesellschaftlich begegnen kann. Einig waren sich alle Teilnehmer darüber, dass das Thema Gewalt nicht länger tabuisiert werden darf und intensiv in der Gesellschaft diskutiert werden muss.

Männer bauen Insektenhotels
– Erlös für das Projekt „Kolibri“-

Die Männergruppe des SKM bastelte und verkaufte selbst hergestellte Insektenhotels auf dem Georgplatz in Bocholt. Trotz des schlechten Wetters wurden fast vierzig Insektenhotels verkauft. Der Erlös kommt dem Projekt „Kolibri“ des SKM´s zu Gute.

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Menschen in Arbeit
– Besichtigung der Firma Winergy in Voerde –

50 Männer besuchten im Rahmen der 2. Bocholter Männertage die Firma Winergy in Voerde-Friedrichsfeld. Begrüßt wurde die Besuchergruppe vom Produktionsleiter Herrn Holdschlag. Zunächst gab es eine kurze Einführung in die Firmengeschichte und Produktion der Firma Winergy. Die Teilnehmer erfuhren, dass sich die Firma Winergy auf das Herstellen von Getrieben für Windkraftanlagen spezialisiert hat. Weltweit hat das Unternehmen Standorte in China, Indien und USA.

Kurze Geschichte von Winergy:

  • 1981 begann die Firma Flender in Bocholt mit der Entwicklung von Getrieben für Windturbinen
  • 1991 liefert das Unternehmen das erste Megawatt-Getriebe.
  • 2000 Inbetriebnahme des neuen Montagewerkes in Voerde.
  • 2001 Gründung der Winergy AG
  • 2004 Inbetriebnahme des 7,5-MW-Prüfstands
  • 2007 Inbetriebnahme des weltweit leistungsstärksten Prüfstandes mit einer Nennleistung von 14 MW.

Nach der Einführung durch Herrn Holdschlag wurde die Gruppe in drei kleine Gruppen für die Betriebsbesichtigung aufgeteilt. Unter der Führung von drei erfahrenen Mitarbeitern des Unternehmens ging es in die riesigen Fertigungshallen und riesige Lager.
Die Besucher staunten über die großen Windkraftgetriebe mit einer Leistung bis zu 6,5 MW.
Besonders stolz zeigten die Mitarbeiter den weltgrößten und leistungsstärksten Prüfstand für Windkraftgetriebe mit einer Nennleistung mit 14 MW.

Einige Teilnehmer waren ehemalige Mitarbeiter der Firma Flender und bestaunten die rasante technische Entwicklung der letzten Jahre beim Herstellen von Getrieben.

Nach der dreistündigen Werksführung waren sich die Teilnehmer darüber einig, dass es eine interessante und fachkundige Werksbesichtigung war.

Unser Dank gilt der Unternehmensleitung und ihren Mitarbeitern für die Möglichkeit der Werksbesichtigung und für die informative Führung.

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Küche frei –  Kochen für Selbstversorger

Der Kochabend während der diesjährigen 2. Bocholter Männertage war wie bereits im Jahr 2010 ein Renner. Innerhalb von weinigen Tagen waren alle 20 Plätze vergeben.

Unter der fachkundigen Anleitung der drei Köche Olaf Hofmeier, Michael Rölfing und Ewald Schlüter stellten die Männer ihre Kochkünste unter Beweis.

In vier Gruppen bereiteten die Männer ein Vier-Gänge-Menü zu. Es bestand aus einem großen gemischten Salat mit leckerem Dressing, einem Schnitzel mit einer leckeren Zwiebelsenfsoße, Brocolli, Rosmarinkartoffeln und einem Obstsalat als Nachtisch.
Gemeinsam wurde nach einer Gesangseinlage von einigen Männern das leckere Menü verspeist.

Es war wieder ein gelungener gemeinsamer Kochabend für 20 Männer.

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Männergesundheit
Prostatakrebs – Früherkennung

Die Krankenpflegeschule des St. Agnes-Hospital Bocholt war zum Vortrag Männergesundheit – Warum Früherkennung von Prostatakrebs? – im Rahmen der 2. Bocholter Männertage bis zum letzten Platz besetzt.

Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Bocholt/ Rheder Selbsthilfegruppe –Prostatakrebs- und dem Prostatazentrum am St. Agnes-Hospital Bocholt statt.

Herr Hans-Josef Beckers, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe -Prostatakrebs- Bocholt-Rhede, begrüßte die zahlreichen Zuhörer und gab eine kurze Einführung ins Thema. Er bedankte sich bei Herrn PD Dr. Frank Oberpenning für die Bereitschaft zum Thema zu referieren.

Sehr interessiert lauschten anschließend die Zuhörer den sehr informativen Ausführungen von Herrn PD Dr. Frank Oberpenning, Chefarzt der Urologischen Abteilung am St. Agnes-Hospital in Bocholt.

Herr Dr. Oberpenning erläuterte, dass Prostatakrebs bei Männern die häufigste Krebserkrankung ist. Bei ca. 60 000 Männern wird in Deutschland im Jahr die Diagnose Prostatakrebs gestellt. Jährlich sterben ca. 11.000 Männer an dieser Erkrankung.

Das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Bei unter 40- jährigen kommt er fast nicht vor, das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 69 Jahren.

Ein Prostatakrebs verursacht zunächst kaum Beschwerden; gerade im Anfangsstadium macht er meisten keine Symptome. Deswegen ist die Früherkennung so wichtig. Je früher der Krebs entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen.
Oft werden so Tumore entdeckt, die ohne Test nicht auffällig geworden wären und keiner Behandlung bedurft hätten.

Dr. Oberpenning ging in seinem Vortrag ausführlich auf die Chancen und Risiken von Untersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs ein. Insbesondere erwähnte er den PSA-Test, der im Blut das prostataspezifische Antigen nachweist. Ein erhöhter Wert kann auf Krebs hindeuten, aber auch andere Ursachen haben.
Aus diesem Grunde sagte Dr. Oberpenning, jeder Mann über 50 müsse den Nutzen einer Vorsorgeuntersuchung gegen die Risiken abwägen.

Vor diesem Hintergrund gibt es zur Früherkennung  keine Alternative. Methoden und Intervalle der Untersuchung sollte man mit seinem Arzt überlegen.

Zum Schluss seines Vortrages beantwortete Herr. Dr. Oberpenning noch zahlreiche Fragen aus dem Publikum und die Teilnehmer hatten noch Gelegenheit  persönliche Fragen an den Referenten zu stellen.

Eine nette Geste: Das St. Agnes – Hopital bot den  Gästen zum Schluss der Veranstaltung Getränke und Schnittchen an.

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1. Hilfe in Notfällen

Am vorletzten Abend der 2. Bocholter Männertage 2012 stand ein weiteres medizinisches Thema auf der Agenda. Es ging um die 1. Hilfe bei Notfällen, zu Hause, während der Arbeit oder in der Freizeit.
Herr Helmut Bongert, Ausbilder beim Malteser Hilfsdienst in Bocholt, führte die Teilnehmer in drei Stunden in die Grundlagen der 1. Hilfe bei Notfällen ein.

Einen breiten Raum der Ausbildung nahm der Schlaganfall (Apoplex oder Gehirnschlag) ein.
Zunächst ging Herr Bongert auf die Ursachen und die Symptome des Schlaganfalls ein. Im Weiteren sprach er über die Risikofaktoren, die Warnzeichen und die zu ergreifenden Maßnahmen.
Bei Vorliegen eines erkennbaren Schlaganfalls ist sofort der Notruf abzusetzen, denn der Betroffene bedarf einer sofortigen ärztlichen Behandlung.

Der zweite Notfall der von Herrn Bongert angesprochen wurde war der Herzinfarkt bzw. Herzstillstand.
Die ersten fünf Minuten nach Eintreten eines Kreislaufstillstandes sind äußerst wichtig, um bleibende Schäden, insbesondere am Gehirn, zu vermeiden.
Der Ersthelfer muss sofort folgende Maßnahmen einleiten:

  • Notruf absetzen
  • mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen
  • falls vorhanden einen Defibrillator einsetzen.

Nach der theoretischen Einführung durften alle Teilnehmer an einer Puppe die Herz-Lungen-Wiederbelebung und die Mund-zu-Mund-Beatmung üben.
Alle Teilnehmer waren sich darüber einig, dass es im Notfall sehr wichtig ist kompetent zu handeln, um damit Leben zu retten.

Unser Dank gilt dem Ausbilder Herrn Bongert und dem Malteser Hilfsdienst für die wertvollen Informationen.

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Spirituelle Nachtwanderung
-Der Weg vom Ich zum Selbst-

Unter der Leitung des Pastoralreferenten Herrn Klaus Mees zogen die Männer mit Fackeln durch den dunklen Bocholter Stadtwald.
Auf ihrem Weg durch die Nacht wurden drei Stopps eingelegt.
Beim 1. Halt an einer verwitterten alten Säule ging es um herrschen – dienen – sich beherrschen lassen, Macht und Ohnmacht.
Ein Teilnehmer las einen Text vom Friedensnobelpreisträger Bischof Desmond Tutu vor;
„Wann werden wir lernen, dass die Menschen unendlich wertvoll sind, weil sie nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurden, und es eine Gotteslästerung ist, wenn man sie behandelt, als seien sie weniger als das, und dass diese Art von Missachtung letztlich Auf die zurückfällt, die sie empfinden? Indem sie andere entmenschlichen, werden sie selbst entmenschlicht. Vielleicht gilt das für den Unterdrücker noch mehr als für den Unterdrückten. Sie brauchen einander, um ganze Menschen zu werden. Wir können nur in Gemeinschaft wahre Menschen werden. In gegenseitiger Verbundenheit, in Frieden“.

Der nächste Halt war am ehemaligen Stadtwaldlager. Dort ging es um das Thema Freiheit – Unfreiheit – Gefangensein – sich binden
Folgender Text von der ehemaligen UNO-Hochkommisar wurde vorgetragen:
„Heute leben mehr als 10 Millionen Flüchtlinge in Furcht und Armut. Auf  unserem Weg zu einer besseren Zukunft für die Menschheit dürfen wir die tragische Präsenz jener 10 Millionen, für die der Frieden nicht existiert, auf keinem Fall ignorieren. Wenn wir einzelne Probleme lösen, leisten wir einen Beitrag zum Frieden des  Einzelnen. Immer, wenn wir einem einzelnen Menschen Frieden bringen, machen wir aus unserer Erde einen lebenswerten Ort“.

Der dritte Stopp war an einem Wegestern mit sieben abgehenden Wegen.
„Der Weg vom Ich zum Selbst führt nicht selten an Stellen, an denen wir wählen müssen: Gabelungen, Kreuzungen, oder gar an Orte wo viele Wege abgehen. Oft müssen wir überlegen, wie und wohin unser Weg führt und wo der Weg weitergehen soll? Wir können uns endlos im Kreise drehen, wir können aber auch mutig  neue Wege suchen und beschreiten“.

Sehr nachdenklich über die vorgelesenen Texte und das gemeinsame Wandern durch die  Nacht feierten die Teilnehmer einen kurzen Wortgottesdienst in der St. Josefskirche.
Auf eine Leinwand war das Bild von „Jakobs Kampf mit Gott am Jabbock“ projiziert.

„Kämpfen mit Gott, kennst du das auch?
Wie Jakob in der Nacht am Jabbokfluß.
Wenn du Es, wenn du ihn nicht packen kannst
Und doch nicht loskommst von Ihm.
Wenn er dir nicht seinen Namen verrät und du nicht einmal weißt:
Ist es ein Dämon, ein Engel?
Ist es die Angst vor dem übermächtigen Bruder,
die mich lähmt?
Oder Schuldgefühle und Wut
Meiner unbewältigten Vergangenheit?
Ist es der Schmerz in den Gliedern
oder Empörung gegen die Ungerechtigkeit
einen blinden Schicksals“?

Nach dem Wortgottesdienst trafen sich die Teilnehmer in dem Räumen des SKM zu einem gemeinsamen Essen.

Die spirituelle Nachtwanderung war ein guter Abschluss nach den gelungenen 2. Bocholter Männertagen.

Texte und Fotos Gustav Arnold

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