Aus der Praxis der Suchthilfe, hier: das Phänomen der Ambivalenz

Helfer in der Suchtkrankenhilfe haben seit jeher mit dem Phänomen der Ambivalenz zu tun. Wie in kaum einem anderen Krankheitsbild muss von einem Suchtkranken die Entscheidung zu einer veränderten Lebensweise Tag für Tag neu erarbeitet werden. Mit Medikamenten kann man bestenfalls für etwas günstigere Voraussetzungen sorgen. Die täglich neue Umsetzung der Abstinenzentscheidung nimmt einem keiner ab.

Erfolge, aber auch Rückschläge, manchmal der Verzicht auf seit Jahren gelebte Beziehungen begleiten diesen für den Betroffenen notwendigen, oftmals zugleich schmerzlichen Prozess. Die Entscheidung wird von schnell wechselnden Stimmungen begleitet, einerseits z.B. von Glück und Zufriedenheit, andererseits manchmal schon kurz danach von Traurigkeit und Wut. All dies macht das Phänomen der Ambivalenz aus. Es geht eben nicht um die Einnahme von Medikamenten (und dann ist alles gut), sondern um das Verändern von oft seit Jahrzehnten eingeübten Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Abhängigkeiten. Diese Aufgabe würde jeden fordern. Beim SKM haben wir es mit Menschen zu tun, denen die Erfahrung geglückter Veränderungsprozesse vielfach fehlt. Das Misstrauen gegenüber der eigenen Handlungsmacht ist bisweilen tief verankert.

Vielfach erfindet sich der Klient in der Beratung / Begleitung quasi neu, er erlebt sich neu und anders, gewinnt Selbstachtung und Selbstwirksamkeit. Aber immer wieder begegnen wir auch Menschen, die in der Ambivalenz gefangen bleiben, manchmal ein paar Schritte nach vorne gehen – um dann doch wieder in alte Muster zurückzufallen. Diese Menschen begleiten wir möglichst vorurteilsfrei und annehmend, ggf. über Jahre, unter Umständen lebenslang.

Der SKM fühlt sich dem Menschen verpflichtet. Dem, der sich zu einer abstinenten Lebensweise entscheidet, aber auch dem, der in der Sucht gefangen bleibt. Schon oft haben wir feststellen dürfen, dass gerade die vorbehaltlose Annahme des Klienten zu einem späteren Zeitpunkt Veränderungen ermöglichte, mit denen wir lange nicht mehr gerechnet hatten.


Urlaub von der Droge! – haben Sie Mut zur Veränderung

… d.h. Alkohol geht noch, nur Drogen sind hier Thema? Hängen Sie hinter „Droge“ noch Alkohol, Kiffen, Pillen dran; dann ist es vollständig – leider! So wie es da steht, ist der Titel doch einfach knackiger! 😊

Die Sucht versklavt den Menschen. Gegen den Katzenjammer wegen des Alkohols wird noch mehr getrunken. Wird nicht wirklich besser. Aufhören???? Never ever!!!! Lasst mich in Ruhe. Man hat null Vorstellung davon, wie es sich „ohne“ anfühlt. Die Idee ist oft, dass „ohne“ gruselig sein wird. Und das Ganze für den Rest des Lebens., also nix mehr Trinken. Ne danke!!!!

Als mir mein Krankengymnast die Tage einen Satz Übungen zeigte war mit klar: dass jetzt am besten täglich für den Rest des Lebens. Fühlt sich auch …. na ja an! Also raus aus der Ewigkeitsvariante – Sie brauchen sich noch nicht mal für die Lebensspanne eines normalen Handyakkus entscheiden.

Die Idee des Satzes „Urlaub von der Droge“ ist, dass Sie sich nur für JETZT entscheiden können. Erst mal ein verschüttetes Gefühl wieder erfahren können; also erleben, wieviel Power Sie haben, wenn Sie nichts konsumieren. Deshalb mal nicht das große Ganze anschauen (und dann nach dem Motto „wie schnell ist wieder nix passiert), sondern unkompliziert gedacht. Gönnen Sie sich eine Auszeit, und danach kann man immer noch weitersehen was sich verändert hat. Sie entscheiden eben nur mal für ein paar Tage. Machen Sie es nicht im kalten Entzug – das geht anders. Aber erlauben Sie sich einen Schritt nach dem anderen zu gehen.

Sag ich mir auch, und gehe ab auf die Matte!

Da geht doch was!!!!