„Suchthilfe mobil“ hilft Wohnungslosen
BBV vom 17.11.2020
Wir danken dem BBV, dass wir den Bericht hier übernehmen dürfen.
Bei dem Projekt arbeiten die Caritas Ahaus-Vreden und der Katholische Verein für soziale Dienste Bocholt (SKM) zusammen. Die Zielgruppe sind wohnungslose Suchtkranke und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen.
Bocholt/Kreis Borken Wer drogenabhängig ist, gerät schnell auch in andere Schwierigkeiten. Mitunter kann die Sucht auch zum Verlust der Wohnung führen. Ein vom Land gefördertes Projekt soll Betroffenen helfen. „Suchthilfe mobil“ heißt das kreisweite Projekt, mit dem der Caritasverband Ahaus-Vreden und der Katholische Verein für soziale Dienste Bocholt (SKM) eine enge Vernetzung mit den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe im Kreis Borken umsetzen wollen. Der Kreis gehört zu den 16 geförderten Projektstandorten der Initiative gegen Wohnungslosigkeit. Die Projektförderung läuft von September 2020 bis Februar 2022.
„Wohnungslosigkeit und die damit verbundenen Probleme wiederum verschärfen häufig eine Suchtproblematik. Es ist schwierig, diesen Personenkreis zu erreichen“, berichtet Helena Sieniawski, Leiterin der Suchtberatung beim Caritasverband Ahaus-Vreden in einer Pressemitteilung des Verbandes. „Deshalb kooperieren wir auch mit der Wohnungslosenhilfe, um Zugang zu bekommen.“
Zielgruppe seien suchtkranke Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. „Ihnen ist der Zugang zur „normalen“ Suchtberatung zu hochschwellig“, erläutert Helena Sieniawski. Oft seien sie überfordert, die Beratungsstellen aufzusuchen. Dabei nimmt die Zahl der Wohnungslosen im Kreis Borken seit Jahren zu. Waren 2014 im Kreis insgesamt 69 Personen wohnungslos, stieg die Zahl bis 2018 auf 666 Personen. Im vergangenen Jahr waren im Kreis Borken 920 Menschen ohne Wohnung.
„Wir wollen über Grenzen schauen und komplexer denken“, sagt Michael Helten, Leiter der Drogenberatungsstelle Bocholt. „Oft betrifft es die Ärmsten, Menschen in ganz konkreten Problemsituationen. Wir müssen diese Menschen da abholen, wo sie stehen, und können nicht warten, bis sie den Wunsch haben, abstinent zu leben.“ Damit Suchtkranke nicht in die Wohnungslosigkeit abrutschen, werde die „Suchthilfe mobil“ aktiv.
„Die Hilfen müssen ganz praktisch wirken“, schildert Helena Sieniawski: „Wenn beispielsweise Wohnungsverlust wegen finanzieller Schwierigkeiten droht, nehmen wir Kontakt zu Vermietern auf.“ Ein erster Schritt könne sein, Ratenzahlungen zu vereinbaren. Auch mit Stadtwerken werde gesprochen, falls eine Sperrung der Energieversorgung wegen Zahlungsrückständen droht. Doch für schon wohnungslose Menschen im Kreis Borken eine Wohnung zu finden, „das ist tatsächlich schwierig“, berichtet Sieniawski. „Das ist es auch schon für Nicht-Suchtkranke.“
„Wieder ein Zuhause…“ ist ein Prozess von Rehabilitation und Integration. „Wir setzen da an, den suchtkranken Menschen Wege aus diesem Teufelskreis aufzuzeigen, die sie auch annehmen können“, ergänzt Michael Helten. Die Projektmitarbeiter Stefanie Hartmann (Caritasverband Ahaus) und Lutz Ponten-Biermann (SKM-Bocholt) stehen im engen Kontakt mit den kooperierenden Einrichtungen wie der Ewibo in Bocholt oder dem Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen.
„Wenn ein Wohnungsloser aktuell noch Drogen konsumiert, dann erschwert das natürlich die Wohnungssuche. Können wir ihn stabilisieren, zum Beispiel durch die Teilnahme an einer Therapie, dann wird die Wohnungssuche realistischer“, so Sieniawski. „Über frühe Erreichbarkeit, Zusammenarbeit und abgestimmtes Handeln können praktische Hilfen von HIV- und Hepatitisprävention, niedrigschwellige Kontaktmöglichkeiten, Frühstücksangebote und Waschen, Duschen und Körperpflege bis hin zu Entzugs- und Entwöhnungshilfen mit den Fachkompetenzen der Wohnungslosenhilfen im Kreis Borken gebündelt werden,“ so Helten.
Der Caritasverband ist im Nordkreis, der SKM im Südkreis tätig. Angeboten werden beispielsweise offene Sprechstunden flächendeckend im Kreisgebiet. Wie erfolgreich das Projekt sein wird, das hängt auch davon ab, ob es eine Fortführung über Februar 2022 hinaus gibt. „Und das wiederum hängt davon ab, ob vom Land weiter Geld bereitgestellt wird“, sagt Sieniawski. Suchthilfe mobil wurde erst mal für 18 Monate bewilligt.