Aus der Praxis, hier: der SKM Bocholt und der Caritasverband Ahaus-Vreden engagieren sich für das Kreisgebiet Borken als Partner im Landesprojekt Suchthilfe mobil (zieloffen – aufsuchend – niederschwellig)

Im September 2020 hat die Drogenberatungsstelle des SKM Bocholt mit dem Projekt „Suchthilfe mobil“ begonnen. Das Projekt wird von zwei Projektträgern durchgeführt. Der Caritasverband im Dekanat Ahaus-Vreden e.V. und die Drogenberatungsstelle des SKM Bocholt besetzen das Projekt jeweils mit einer halben Stelle und decken somit den Nord- und Südbereich des Kreisgebiets ab.

„Suchthilfe mobil“ hilft Wohnungslosen - Stefanie Hartmann (Caritasverband Ahaus) und Lutz Ponten-Biermann (SKM-Bocholt) arbeiten beim Projekt „Suchthilfe mobil“ mit.

„Suchthilfe mobil“ hilft Wohnungslosen – Stefanie Hartmann (Caritasverband Ahaus) und Lutz Ponten-Biermann (SKM-Bocholt) arbeiten beim Projekt „Suchthilfe mobil“ mit.

Ziel des Projekts ist es, Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen mit Suchthintergrund im gesamten Kreis Borken zu erreichen und zu begleiten. Die Arbeit mit wohnungslosen Drogenkonsumenten:innen in einem Flächenkreis dieser Größe erfordert zum einen, die Wege kurz zu halten und zum anderen, die Erreichbarkeit der Hilfeleistungen über niedrigschwellige Zugänge zu gestalten.

Das Konzept „Suchthilfe mobil“ hat das Ziel, das Klientel unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten zu versorgen und eine dauerhafte Anbindung zu gewährleisten bzw. sicherzustellen.

Im Berichtszeitraum konnten wir eine regelmäßige Präsenz in den niedrigschwelligen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe aufbauen. Die Projektfachkraft der Drogenberatungsstelle ist in Eichrichtungen des temporären Wohnens, in Wohnunterkünften gemäß dem OBD (Ordnungsbehördengesetz), sowie in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe nach §67 SGB XII in Bocholt und Borken aufsuchend unterwegs. Die aufsuchende Arbeit ist ein abgestimmtes Angebot mit den Kollegen:innen der Wohnungslosenhilfe. Die Kooperationsbereitschaft ist hoch, wodurch ein konstruktives Miteinander Synergieeffekte schafft.

Die Ziele Wohnraumbeschaffung und Wohnraumsicherung sowie der Erwerb an Kompetenzen zur Einschätzung und Veränderung des Konsumverhaltens haben eine hohe gegenseitige Interpendenz im Hinblick auf ihren jeweiligen Erfolg.

Wir arbeiten neben dem abstinenzorientierten Ansatz auch an Beratungsansätzen, die zieloffen sind und sich an der Lebenswelt und den Vorstellungen der Hilfesuchenden orientieren. In diesem Kontext ist es wichtig, dass sich die Konsumreduktion als zusätzliches Behandlungsziel etabliert hat. Eine wesentliche Voraussetzung für einen gelingenden Hilfeprozess ist die regelmäßige Abstimmung der am Prozess beteiligten Träger im Hinblick auf Ziele und zu treffende Maßnahmen bezogen auf den Einzelfall.


Projekt: Suchthilfe mobil

Herr C. ist seit mehreren Jahrzehnten abhängig von Cannabis. Zudem liegt die Vermutung nahe, dass Herr C. im Laufe der Jahre eine drogeninduzierte Psychose entwickelt hat. Medizinische Hilfen lehnt er jedoch ab. Der Kontakt zu uns, kommt durch unsere wöchentliche Präsenz in der Unterkunft für Wohnungslose zustande. Herr C. hatte Interesse an unsere Arbeit und fragte uns, ob wir ihm bei einigen Papieren helfen könne. Die sofortige Anbindung „Hilfe just in Time“ hat dazu geführt, dass Herr C. schnell Vertrauen aufbauen konnte. Die Arbeit gestaltete sich aufgrund seiner Wahnvorstellung und Denkstörungen oftmals schwierig. Das Ziel bei Herrn C. ist nicht der abstinenzorientierte Ansatz. Kern der Zusammenarbeit ist die stetige Bewältigung mit alltäglichen Problemen und der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung. Durch einen verständnisvollen Umgang und eine positive Atmosphäre soll einer Ausgrenzung und Stigmatisierung entgegenwirkt werden.

Wir erhoffen uns für Herrn C., dass er weiter Vertrauen fürs Hilfesystem insbesondere gegenüber Ärzten gewinnt, sich medizinisch helfen lässt und eine Krankheitseinsicht entwickeln kann. Langfristig wäre ihm ein Auszug aus der Obdachlosenunterkunft in eine eigene Wohnung oder betreute Wohnform zu wünschen.